Wie stelle ich den Sattel für das Pferd richtig ein?

25.08.2020 von Karsten Gemmeker

Wie stelle ich den Sattel für das Pferd richtig ein?

Der korrekte Sitz des Sattels ist für einen gesunden Pferderücken sehr wichtig. Liegt der Sattel nicht richtig auf dem Pferd, dann drohen schmerzende Druckstellen, Hautirritationen, Schäden an der Wirbelsäule oder am gesamten Bewegungsapparat. Ein gut sitzender Sattel verteilt das Gewicht des Reiters optimal auf dem Rücken. Voraussetzung hierfür ist, dass der Sattel dem jeweiligen Pferd wirklich passt. Beim Kauf eines neuen Sattels ist deshalb die Anpassung und Überprüfung durch einen Experten unerlässlich. In der heutigen Zeit gibt es etliche Messsysteme, die dem Fachmann die Arbeit erleichtern. Dazu gehören einfache Gitter und Schablonen ebenso wie aufwändige Verfahren zur digitalen PC-Satteldruckmessung und 3D-Scanner zur genauen Vermessung des Pferderückens. Ein guter Sattler beurteilt das gesattelte Pferd im Stand und in der Bewegung. Ist das passende Modell gefunden, dann muss man nur noch den Sattel für das Pferd einstellen beziehungsweise richtig aufsatteln. Der Reiter trägt durch den korrekten Umgang mit dem Sattelzeug dazu bei, den Pferderücken gesund zu halten.

Ein passender Sattel sitzt auf der Oberlinie des Rückens und platziert den Reiter dicht am Widerrist.​

So sitzt der Sattel richtig auf dem Pferd

Ein passender Sattel sitzt auf der Oberlinie des Rückens und platziert den Reiter dicht am Widerrist. Im Idealfall ist es dem Reiter möglich, das Bein locker nach unten fallen zu lassen. Der Fußballen trifft automatisch den Steigbügel. Liegt der Schwerpunkt zu weit hinten, dann erzeugt dies ein Ungleichgewicht von Pferd und Reiter. Ein guter Sattel setzt den Reiter von vornherein in die richtige Position. Ein exzellenter Halt auf dem Pferderücken ist vor allem beim Springsattel sehr wichtig. Das Kopfeisen weist hier weder nach hinten noch nach vorne zum Schulterblatt. Ansonsten besteht die Gefahr, dass der Sattel beim Absprung leicht aus dem Gleichgewicht gerät. Ein Sattel mit Holz- beziehungsweise Stahlbaum ist hier vorteilhafter, denn Modelle mit Kunststoffbaum besitzen oft gar kein Kopfeisen. In diesem Fall kann es passieren, dass sich die Ortsspitzen in die Muskulatur drücken. Das Kopfeisen muss weit genug sein, um den Widerrist nicht einzuklemmen. Ist das Kopfeisen zu weit, dann drückt jedoch unter Umständen die Kammer auf den Widerrist. Um ein unangenehmes Einbohren in die Muskulatur zu vermeiden, sind die Enden der Kopfeisen vom Körper etwas weggebogen. Bei manchen Modellen mit Kopfeisen ist es möglich, den Sattel am Pferd selbst einzustellen. Der Hersteller bietet hier für ein und dasselbe Modell auswechselbare Kopfeisen in verschiedenen Größen an.

Die optimale Gewichtsverteilung

Das Wichtigste am Sattel ist die optimale Gewichtsverteilung. Nur dann ist das Pferd dazu in der Lage, den Reiter auf Dauer schadfrei zu tragen. Ein zu weit hinten sitzender Sattel erschwert dem Pferd das Aufwölben des Rückens. Ideal ist, wenn sich das Gewicht des Reiters überwiegend auf das vordere Drittel der Sattelauflage konzentriert. Der Reiter sitzt dicht, aber nicht auf dem Widerrist. Die im hinteren Bereich befindlichen Sattelkissen entlasten den Rücken.

Tipps für das korrekte Aufsatteln

Mit dem Aufsatteln beginnt man vorne beim Widerrist und führt den Sattel dann sanft nach hinten, bis er in seine optimale Lage „rutscht“. Der Sattelgurt weist im Idealfall senkrecht nach unten. Weicht der Verlauf nach vorne oder hinten ab, dann ist das aufgrund der entstehenden Zugkräfte nicht optimal. Die Sattelstrupfen verlaufen vertikal zum Gurt hin. Pferd, Reiter, Steigbügel und Gurt bilden ein Lot. Ein guter Sattelgurt bietet dem Pferd genügend Ellenbogenfreiheit und verfügt im Bereich des Brustbeins über eine ausreichend große Auflagefläche. Im Fachhandel sind Sattelgurte mit extra weicher Polsterung erhältlich. Das Gurten erfolgt links und rechts gleichmäßig. Keine Gurtstrupfe ist lockerer oder fester geschnallt als die andere. Um störende Einflüsse des Gurts zu vermeiden, reichen Kurzgurte immer bis zur Satteldecke. Kaputte Gurte und solche mit Knoten und Wülsten sind auszutauschen. Damit der Gurt am schwitzenden Pferd nicht reibt, muss er sauber und frei von Verkrustungen sein.

Der Einfluss der Satteldecke

Zum Sattel gehört auch eine passende Schabracke oder Satteldecke. Generell lässt sich ein gut passender Sattel auch ohne dieses Beiwerk nutzen. Das ist wie bei den Socken und den Schuhen. Satteldecken und Schabracken dienen vielmehr einem hygienischen Zweck, indem sie den Schweiß aufsaugen und dem Pferderücken eine angenehmere Oberfläche bieten. Eine schlecht sitzende Satteldecke bereitet dem Pferd ebenfalls Probleme. Ist die Satteldecke zu klein für den Sattel, dann drücken die Nähte unangenehm in den Rücken. Liegt die Satteldecke zu straff auf der Haut, dann verursacht das bei manchen Pferden Hautirritationen, zum Beispiel eine Sattellagenakne. Viele Reiter ziehen die Decke deshalb vor dem Aufsatteln etwas nach oben. Von Vorteil ist ein hoher Anschnitt im Widerristbereich. Dass die Satteldecke frei von Schmutz und Schweißresten sein sollte, versteht sich von selbst. Wie bei den Socken ist hier Hygiene sehr wichtig.

Die Wahl des richtigen Kissens

Auch das Sattelkissen beeinflusst die Passgenauigkeit. Hautirritationen und Druckstellen lassen sich häufig auf eine schlechte Kissenqualität zurückführen. Selbst wenn der Sattel korrekt angepasst ist und die Maße des Sattelbaums dem des Pferderückens entsprechen, verursachen Unebenheiten oft schlecht heilende Wunden. Generell lohnt sich die Anschaffung eines hochwertigen, wenn auch etwas teureren Sattels. Eine Füllung mit Naturwolle ist synthetischen Materialien vorzuziehen. Viele minderwertigen Füllstoffe bilden mit der Zeit Knötchen, die auf den Pferderücken einen punktuellen Druck ausüben. Wichtig ist, dass sich das Material der Körperkontur des Pferdes perfekt anpasst. Leder besitzt hier tendenziell die besseren Eigenschaften. Vorgeformte Sattelkissen aus Latex und anderen Materialien schneiden im Vergleich mit Leder eher schlecht ab. Ein gutes Sattelkissen weist eine gleichmäßige, glatte Oberfläche ohne Unregelmäßigkeiten und Knötchen auf. Auf Fingerdruck gibt das Kissen nach, ist aber auch nicht zu fest.

Von Bedeutung ist auch der Abstand zwischen den beiden Kissen. Viele Sättel bieten zu wenig Wirbelsäulenfreiheit. Die beiden parallel nebeneinander verlaufenden Sattelkissen liegen im Optimalfall etwa sieben bis acht Zentimeter voneinander entfernt. Betrachtet man den auf dem Pferderücken liegenden Sattel von hinten, dann entspricht die Winkelung des Kissens dem des Rückens und das Gewicht konzentriert sich weder auf dem äußeren noch inneren Kissenrand.

Beitrag als video zusammengefasst:

Über den Autor

Karsten Gemmeker

DIPO-Pferde-Osteotherapeut
- Pferdeosteopathie in Österreich, Schweiz und Deutschland

Staatlich anerkannter Physiotherapeut
- Praxis für Krankengymnastik

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